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Foto: BHS

Sanieren statt abreissen

Der Abbruch und Neubau eines Gebäudes verbraucht grosse Mengen an grauer Energie. Auch energetisch vorbildlich ausgeführte Ersatzneubauten benötigen während der ganzen Lebensdauer deutlich mehr Graue Energie als eine gute Sanierung. Der Verbrauch an grauer Energie verlangt dringend grössere Aufmerksamkeit und Beachtung beim Entscheid über Ersatzneubauten oder Sanierungen. Eine Gruppe von Grossrätinnen und Grossräten nimmt sich des Themas an.

Die weltweite Klimaerwärmung ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Der Berner Heimatschutz steht vollumfänglich hinter den Zielen der nationalen und kantonalen Energiestrategien, mit denen die Treibhausgasemissionen stark reduziert werden sollen. Wir engagieren uns aber auch seit über hundert Jahren für den Erhalt und die Entwicklung identitätsstiftender Bauten, Siedlungen und Landschaftsräume. Wie kann beiden Interessen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung Rechnung getragen werden?

Graue Energie bisher kaum beachtet – unbedingt höher gewichten

Das Bauen in der Schweiz ist für rund 85 Prozent unseres Abfallvolumens verantwortlich. Jährlich fallen 4 Millionen Tonnen Bauabfall durch Abbrucharbeiten an. Die Errichtung einer Baute verursacht oft mehr Graue Energie und C02 Emissionen als der Betrieb während der ganzen Lebensdauer eines Gebäudes. Diese Erkenntnis hat sich erst spärlich durchgesetzt. Die Bauwirtschaft forciert den Abbruch bestehender (auch geschützter) Bauten und die Errichtung von Minergiebauten mit der Begründung, dadurch werde der Klimaschutz verbessert. Das ist bei einer Betrachtung über den ganzen Lebensszyklus eines Gebäudes oft nicht der Fall. Die Graue Energie muss wesentlich höher gewichtet werden.

Neue Erkenntnisse und der Kanton Bern soll erstmals das Ausmass aufzeigen

Der Abbruch und Neubau eines Gebäudes benötigten grosse Mengen an Grauer Energie. Ersatzneubauten – auch energetisch vorbildlich ausgeführte – sind nach neuen Erkenntnissen aus der Sicht des Klimaschutzes oft ein Teil des Problems als Teil der Lösung.
Ich habe zusammen mit einer Gruppe von Grossrätinnen und Grossräten aus allen politischen Lagern eine Motion eingereicht. Der Vorstoss verlangt die Aufarbeitung dieser Fragestellung.

Ein Massnahmenplan ist notwendig

Zudem soll der Regierungsrat einen Massnahmenplan entwickeln, der eine höhere Sanierungsquote im Gebäudebereich gezielt fördert und zur Vermeidung von problematischen Abbrüchen und Neubauten führt.

Auch Mietende profitieren

Der Verzicht auf Abbrüche von noch sanierungsfähigen Gebäuden ist nicht nur zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Erhaltung geschützter Bauten sinnvoll, sondern auch aus Mietersicht vorteilhaft. Sanierungen können oft ohne Leerkündigungen der Liegenschaften durchgeführt werden und begrenzen so die massiven Mietzinserhöhungen, die bei Neubauprojekten regelmässig eintreten.

Lesen Sie mehr dazu unter diesem Link.

Von Luc Mentha

Abriss-Atlas

«Der Abriss-Atlas soll einerseits die Dimensionen des Abriss in der Schweiz fassbar machen, andererseits die Einzelgeschichten der verschwundenen Häuser erzählen.»