Das Bauernhaus ist mit seinem Kern von 1780 wohl eines der ältesten erhaltenen Gebäude in Stettlen. Es erfuhr im vergangenen Jahrhundert diverse Umbauten und Erneuerungen. Um 1930 wurde der Wohnteil verbreitert neu aufgerichtet. Später wurde an der Westseite ein mächtiger Schopfanbau errichtet.
Das Bauernhaus steht an prominenter Lage an der Bahnhofstrasse 8 in Stettlen und bildet zusammen mit dem Stöckli Bahnhofstrasse 13 eine ortsprägende Torsituation als Auftakt zum Dorfkern.
Trotz der zentralen Lage steht das erhaltenswerte Haus in der Landwirtschaftszone. Die eingeschränkten Möglichkeiten zur Nutzungserweiterung und die Bedürfnisse der Bauherrschaft führten zum Projekt mit drei Wohnungen.
Beim historischen Wohnteil blieb die Typologie mit Querküche und Frontstuben erhalten. Im auffällig niedrigen Gadengeschoss wurde Wohnfläche aufgegeben und eine Galerie mit zugehörigem Luftraum erstellt.
Auf der ehemaligen Getreidebühne, über die Hocheinfahrt erschlossen, befindet sich eine Mietwohnung. Eine Interpretation aus vertikalen Lamellen ersetzt die Verbretterung der Ründi. Die Frontverglasung setzt sich von der eigentlichen Fassade gegen innen ab. Der entstandene Zwischenraum wird zur qualitätsvollen Erweiterung des Aussenraums.
Im Schopfanbau wurde eine effiziente «Haus im Haus»-Lösung umgesetzt. Das einfache Neubau-Volumen hebt sich von Fassade und bestehendem Dach ab. Der Neubau ist bei geschlossenen und auch bei offenen Toren als solcher nur schwer erkennbar.
Das vorliegende Projekt überzeugt durch die zurückhaltenden, aber zielgerichteten Interventionen im Bestand und den individuellen, ja originellen Umgang mit den vorgefundenen räumlichen Situationen. Der Leerraum wird als Qualität und Mehrwert anerkannt und inszeniert. Durch die untereinander periphere Anordnung der Zugänge und Wohnungen entsteht unter dem grossen Dachkomplex eine Art städtisches Quartier mit halb privaten und halb öffentlichen Wegen und Plätzen, mit eigenen Zugängen und intimen Aussenräumen.
Weiter korrigierte das Projekt im Zuge der Umbauarbeiten konstruktive Fehleingriffe in der Tenn-Achse und schafft damit die Möglichkeit, bei einer späteren Einzonung des Hauses weitere Nutzungseinheiten im Ökonomieteil realisieren zu können.
Niklaus Burkhalter, Yves Pfeiffer
Ort Stettlen, Bahnhofstrasse 8
Bauvorhaben Sanierung Bauernhaus in Stettlen
Schutzstufe erhaltenswert
Planung 2019–2020
Realisation 2020–2021
Bauskosten 1,75 Mio. CHF
Bauherrschaft Privat
Architekten A+W Architekten AG Kirchberg
Bauberater Berner Heimatschutz Yves Pfeiffer