Wässermatten – das ist eine einzigartige Kulturlandschaft von nationaler Bedeutung. Die fruchtbaren Wiesen von sattem Grün, durchzogen von einem feinen, wohldurchdachten Bewässerungsnetz, sind selten geworden. Im Oberaargau liegen die letzten in der Schweiz erhaltenen Wässermatten. Sie befinden sich in den Talsohlen der Flüsse Oenz, Langete und Rot. Sie sind Überbleibsel einer früher im Schweizer Mittelland verbreiteten Landschaftsnutzung mit reiner Graswirtschaft und einem hoch entwickelten Bewässerungssystem, der sogenannten «Riesel-Bewässerung». Sie sind ein wertvoller Naherholungsraum, und sie bieten Lebensraum für viele selten gewordene Pflanzen- und Tierarten.
Der Ursprung der Wässermatten lässt sich bis ins 9. Jahrhundert verfolgen, doch ihr Entstehen geht hauptsächlich auf die Meliorationen der Zisterzienser Mönche des Klosters St. Urban im 13. Jahrhundert zurück. Die Mönche legten den Grundstein zur ausgedehnten Wässerungswirtschaft im Langetental. Noch heute werden die uralten Wässerzeiten und -rechte eingehalten, und die Wässermatten werden auf rund 108 Hektaren dreimal pro Jahr überflutet.
Für den Schutz der Wässermatten und ihre regelmässige Wässerung sorgt die 1992 gegründete Wässermatten-Stiftung mit ihren 57 Vertragspartnern.
Vor 39 Jahren wurden die Wässermatten ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen. Die einmalige Kulturlandschaft und das uralte Bearbeitungswissen müssen erhalten und geschützt werden, heute mehr denn je. Der Schweizer Heimatschutz, der Berner Heimatschutz und insbesondere die Regionalgruppe Oberaargau unterstützen mit ihren Stimmen die Aufnahme der traditionellen Bewässerung der Wässermatten in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO.
Von Jana Fehrensen