Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, wurde der Flecken-Holzbau bis ins Jahr 2010 als Schulhaus für die Gemeinde Gimmelwald genutzt. Die beiden Klassenzimmer waren zu dieser Zeit im Erdgeschoss untergebracht, im Obergeschoss des zweistöckigen Gebäudes die Lehrerwohnung. Das Dachgeschoss beherbergte zwei Mansardenräume. Die restliche Fläche wurde bei Schlechtwetter und im Winter zum Sportunterricht genutzt.
Während der Schulbetrieb nach Lauterbrunnen verlegt wurde, war die Wohnung im Obergeschoss bis zum Start des Umbaus nach wie vor in Betrieb. In Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege wurde das Gebäude 2019/2020 in ein Wohnhaus mit einem Studio und einer 5 ½-Zimmerwohnung im Parterre sowie zwei Maisonette-Wohnungen umgebaut. Der Gemeinderaum im Untergeschoss blieb unverändert.
Mit dem Ziel, zusätzlichen Wohnraum für Familien zu schaffen und im besten Fall Zuzügler anzulocken, haben sich die Bewohner von Gimmelwald mittels Crowdfunding dafür eingesetzt, das ehemalige Schulhaus in einen Wohnbau umzubauen. Die äussere Erscheinung sollte dabei allerdings unverändert bleiben. Erneuert wurde nur, was zwingend notwendig war.
Neben der alpinen Lage und der Tatsache, dass Gimmelwald nur über eine Gondel erreichbar ist, mussten Lieferverzögerungen aufgrund der pandemischen Lage einberechnet sowie der Denkmalpflege besondere Beachtung geschenkt werden. Auch die statische Struktur der ehemaligen Schulzimmer musste berücksichtigt und die Grundrissorganisation der Wohnungen entsprechend organisiert werden.
Konstruktiv wurde eine neu gedämmte Holzkonstruktion (Haus im Haus) erstellt, womit die gesamte ursprüngliche Fleckenkonstruktion der Fassade erhalten blieb. Dank des teilweisen Einbezugs der Originalmaterialien behielten die Eingangstüre sowie das Treppenhaus nach der Sanierung ihren alten Charme. Die hohen grosszügigen Fenster wurden mit gleicher Sprossenteilung wie ursprünglich nachgebaut. Die Lukarnen im Zeltdach, trotz notwendiger Dämmung und dickerer Aussenwandkonstruktion, so schmal wie möglich reproduziert. Lediglich die vorgesetzte Balkonkonstruktion, welche den Wohnraum erweitern, erscheinen in filigraner Metallkonstruktion als neues Element.
Der Umbau zeigt auf, dass die Geschichte und Optik eines bestehenden Baus trotz Umnutzung weiter erhalten bleiben kann. Das Gebäude prägt weiter das Dorfbild und bleibt durch den im Untergeschoss eingebauten Gemeinderaum sowie den ehemaligen Schulhausplatz, Dreh- und Angelpunkt der Gemeinde.
Text Werner Lehmann und Lisa Rohr, Universal Gebäudemanagement AG
Ort: Gimmelwald
Bauvorhaben: 2019 bis 2020
Schutzstufe: erhaltenswertes K-Objekt
Bauzeit: 11 Monate
Baukosten: 1.9 Mio.
Bauherrschaft: Genossenschaft Schulhaus Gimmelwald
Architekt: Universal Gebäudemanagement AG