Wertvolle Bauten

Umgenutzer Bauernhof des Weyerguts in Wabern

Der Aprilbeitrag in unserer Reihe «Wertvolle Bauten» steht unter dem Motto «Flexibilität dank Denkmalschutz»! Oft wird uns vorgeworfen, Heimat- und Denkmalschutz seien unflexibel und zielten auf den unveränderbaren Erhalt alter Gebäude ab.
Am Beispiel des Bauernhofs Weyergut in Wabern zeigen wir auf, dass die Aufnahme und Unterschutzstellung eines alten Bauernhofes im Bauinventar die Umnutzung in ein Wohnhaus ermöglichen. Zudem können wir ein zweites Vorurteil gegenüber dem Heimatschutz entkräften: Nachhaltige Energiemassnahmen an Gebäuden und der Erhalt und die Umnutzung eines Baudenkmals schliessen sich nicht aus.

Geschichte des Gebäudes

Alle baulichen Elemente des Landsitzes im Weyergut, welcher im 16. Jahrhundert entstand, sind noch beisammen. Zur Baugruppe gehören das Bauernhaus (1842) mit Ökonomieteil (1731) sowie die Stallscheune (1930) über einem historischen Kellergewölbe (16. Jh.). Weitere Gebäude des Ensembles sind das Herrenhaus mit Barockgarten, das ehemalige Ofenhaus, eine frei stehende Scheune, ein Hühnerhaus, ein Bienenhäuschen sowie ein gedeckter Brunnen mit Hoflinde.

Ein wertvolles Gebäude

Das Bauernhaus mit Wohnteil, Ökonomieteil und angebauter Querscheune besitzt ein eindrückliches Volumen. Die geschindelte Fassade des Wohnteils und die Seitenlauben und Vordachstreben prägen den Bau, welcher eine bedeutende Raumhöhe aufweist. An der zweckmässigen Bauweise beeindrucken zudem die Holzstruktur, die grossen Zimmer mit Sitzöfen und generell die Patina, die Spuren intensiven Gebrauchs.

Besondere Herausforderungen

Die Umnutzung dieser in der Landwirtschaftszone liegenden Gebäudegruppe war nur möglich, weil das Ensemble im Rahmen des Baugesuchsverfahrens von der kantonalen Denkmalpflege gestützt auf Art. 24d Abs. 2 RPG als schützenswert anerkannt wurde. Die frühzeitige Zusammenarbeit mit Behörden, der Denkmalpflege, Ingenieuren und Unternehmerinnen erlaubte auch eine hohe Kostensicherheit.

Lösungsweg für die Erhaltung

Halle 58 Architekten entwickelten zusammen mit der Bauherrschaft ein ganzheitliches Sanierungs- und Umbauprojekt mit neun unterschiedlichen Wohneinheiten für das lange Jahre leer stehende Bauernhaus. Die Flexibilität des Raumangebotes mit bis zu dreigeschossigen Wohnungen, einem Gemeinschaftsraum und der neuen Scheune sprach viele Wohnungssuchende an. Die flächenmässig eher kleinen Wohnungen erhalten mit einem facettenreichen Aussenraum und ihren Sitzplätzen viel Lebensqualität.

Das Resultat ist gelungen und überzeugt,

weil durch die Umnutzung des alten Gebäudes, ohne Abstriche an räumlicher oder ästhetischer Qualität, wertvoller Wohn- und Lebensraum entstand. Das Bauernhaus und der Aussenraum sind wiederbelebt, der Charakter des Bestandes blieb erhalten. Dieser Mikrokosmos bietet derzeit 25 Bewohnerinnen und Bewohnern Raum, an dem das Leben andocken kann. Das ausgefeilte Energie- und Dämmkonzept führt zu einem tiefen jährlichen Verbrauch, welcher zudem mit erneuerbarer Energie gedeckt wird.

Peter Schürch, Architekt Halle 58 Architekten

 

Ort Wabern
Bauvorhaben Sanierung, Umnutzung Bauernhof Weyergut 
Schutzstufe Teil einer erhaltenswerten Baugruppe, Wohn- und Ökonomieteil hochgestuft auf schützenswert im Rahmen des Baugesuchsverfahrens 
Bauzeit April 2016 bis Februar 2019
Baukosten 8,2 Mio. CHF
Bauherrschaft einfache Gesellschaft Bauernhof Weyerguet
Architekt Halle 58 Architekten, Marzilistrasse 8a, Bern; Peter Schürch 
Nutzung von erneuerbaren Energien Dachflächenintegrierte Fotovoltaikanlage, Erdregister und Erdsonden mit Wärmepumpe, passive Nutzung Sonnenenergie über Fenster

Pläne

Publikationspläne
Bauprojekt 248 Weyerguet, Halle 58 Architekten GmbH