Newsletter

Was passiert mit dem «Oberhofnerli»?

Es hat eine bewegte Geschichte, das Schiff mit dem heutigen Namen Oberhofen. Aktuell gibt es Anstrengungen, dass das als Denkmal eingestufte Schiff weiterhin auf dem Thunersee fahren kann.

Elegant, schlank und wendig ist sie, die MS Oberhofen. Auf Gesuch des Berner Heimatschutzes ist sie heute in das Inventar der geschützten Kulturgüter des Kantons Bern eingetragen. Die Oberhofen ist damit das einzige Motorschiff in der Schweiz, das in den Kulturgüterschutz eingestuft wurde. Und auf jeden Fall ist sie ein Hingucker auf dem Thunersee. Das soll so bleiben, dafür setzen sich nicht nur die früheren Eigentümer Kurt und Ursula Matter aus Oberhofen ein. Mittlerweile ist auch der Thuner SVP-Stadtrat Philipp Deriaz quasi als Kapitän involviert, und mit einer Gruppe von Unterstützern wird mit viel Optimismus eine Lösung für den weiteren Betrieb gesucht.

Wieso muss das «Oberhofnerli» erhalten bleiben?

Aus Sicht der Regionalgruppe Thun Kandertal Simmental Saanen muss jede Anstrengung unternommen werden, dieses schwimmende Kulturgut an seinem heutigen Standort zu erhalten. Präsident Guntram Knauer: «Unsere Regionalgruppe hat das Schiff dieses Jahr absichtlich für die Hauptversammlung genutzt, damit die Mitglieder dieses wunderbare Stück Technik- und Tourismusgeschichte sehen können.»

Nicht nur die lange Karriere auf dem Thunersee, auch die Technik ist ein Grund, sich für den Weiterbetrieb einzusetzen. Die technische Besonderheit ist der hydraulisch verstellbare Propeller,  der noch vorhanden ist. Entwickelt wurde diese auch Wendepropeller genannte Schiffsschraube vom Hydrodynamiker Jakob Ackeret. Dieser Schraubentyp erlaubt eine sehr feine Steuerung und ist heute eine Rarität.

Was hat das Schiff schon erlebt

Gebaut wurde die MS Oberhofen 1939 für die Landesausstellung in Zürich. Damals beförderte sie als «Ente» mit drei Schwesterschiffen über fünf Millionen die Passagiere auf dem Zürichsee. Zwischen 1940 und 1999 gehörte sie zur Flotte der BLS Schiffahrt auf dem Thunersee, bevor sie nach Amsterdam verkauft wurde. 2014 kam sie auf private Initiative ins Berner Oberland zurück, wurde der BLS geschenkt und bis Ende 2020 von dieser für Extrafahrten betrieben. Durch eine Flottenanpassung soll sie nun wieder zurück zu den vorherigen privaten Eigentümern Kurt und Ursula Matter. Eine Interessengemeinschaft um Matters, den Alt-Dampferfreundepräsident Gerhard Schmid, Architekt Rolf Lemberg und Wolfgang Hauzenberger bildete sich – das Anliegen ist klar: Der Verbleib des «Oberhofnerli» im Berner Oberland – und zwar als aktives Schiff.

Ideelle und materielle Unterstützung wird nötig sein

Nach anfänglicher Verweigerung der Stadt Thun, das Schiff an der Casinoländte dauerhaft zu dulden, wird nach Philipp Deriaz’ Intervention Gesprächsbereitschaft signalisiert. Auch die BLS Schifffahrt kann sich eine Zusammenarbeit mit einer neuen Betreiberin wieder vorstellen. Die nächsten Schritte sehen vor, dass Deriaz und eine kleine Gruppe von Enthusiasten eine Trägerschaft für das beliebte Ausflugsschiff für 80 Passagiere finden. Gesucht ist nicht nur ideelle Unterstützung, das Vorhaben benötigt auch finanzielle Hilfe, das ist allen klar. Es scheint derzeit aber, als könnten die gemeinsamen Bemühungen verschiedenster Akteure zu einem positiven Resultat führen.


Von Hans Rudolf Schneider

Bericht

Lesen Sie den ausführlichen Bericht von Rolf Lemberg über das MS Oberhofen ab Seite 11 im Jahresheft 2022 der Regionalgruppe Thun Kandertal Simmental Saanen.

Schwesterschiff

MS Etzel, Zürichsee

25.10.2022

Artikel von Marco Zysset im Berner Oberländer/Thuner Tagblatt: «Das ist der Fahrplan in die Zukunft»