Tagung
Katrin Pfäffli
Katrin Pfäffli am Forum «Dialog für Klimaschutz, Energiewende und Baukultur» (Foto: Alexander Egger)

Das Potenzial des Bestandes in Zeiten des Klimawandels

Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen weltweit. Wie setzen wir in der Bauwirtschaft die Prioritäten richtig? Das war eine der zentralen Fragen am Forum «Dialog für Klimaschutz, Energiewende und Baukultur». «Wenn es darum geht, die grauen Treibhausgasemissionen tief zu halten, sind unsere Bestandsbauten unschlagbar» sagt Architektin Katrin Pfäffli, Expertin für ökologische Wertfragen. Sie hat am Forum den Beweis angetreten; ohne ideologische Scheuklappen, mit Blick auf das Auffinden der bestmöglichen Lösungen.

Katrin Pfäffli, dipl. Architektin ETH/SIA führt in Zürich das Büro preisig:pfäffli mit Schwerpunkt im Bereich Nachhaltiges Bauen für Gemeinden, Behörden, Bauherrschaften und Planende. Den neugierigen Blick über den Tellerrand hinaus begründet ihre Mitarbeit in diversen Innovations- und Forschungsgremien. Sie engagiert sich im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA und ist Mitautorin der SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen Hochbau, SIA 2032 Graue Energie – Ökobilanzierung von Gebäuden und SIA 2040 SIA-Effizienzpfad Energie bzw. SIA 390/1 Klimapfad. Als Dozentin an der ZHAW unterrichtet sie im Masterstudium Architektur das Wahlfach «Ressourcen- und klimaschonend Bauen», im Bachelorstudium im Fach «Klimakultur» und an diversen CAS im nachhaltigen und zirkulären Bauen.

 


«Keine Zeit mehr verlieren», Katrin Pfäffli am Dialog für Klimaschutz, Energiewende und Baukultur, 23.4.2024 in Bern, Moderation Beatrice Born

Download Präsentation Katrin Pfäffli
 

Sanieren kann rentieren

Die Referentin erbrachte am Forum Dialog für Klimaschutz, Energiewende und Baukultur des BHS, des SIA und des BSA als Expertin für ökologische Wertfragen den Beweis, dass Sanieren rentabler sein kann als neu bauen. Dafür müsse man allerdings langfristig denken, also den ganzen Lebenszyklus und Unterhalt eines Gebäudes betrachten. Sie rechnete vor: Wenn man die Aussenhülle des Gebäudes so isoliere, dass die Wärme im Haus bleibe, und wenn man Fotovoltaik sowie langlebige Materialien einsetze, dann brauche ein Umbau auf die Dauer nur rund zwei Drittel der grauen Energie eines Neubaus. Graue Energie oder graue Treibhausgase sind die in einem Bau versteckten Energien und Emissionen, die beim Herstellen der Baumaterialien, bei ihrem Transport und beim Bauen des Gebäudes freigesetzt werden.

«Auf den ganzen Lebenszyklus eines Hauses betrachtet, entstehen allein 85 Prozent der Treibhausgase beim Erstellen eines Baus», verdeutlichte Pfäffli. Ein schlagendes Argument gegen Ersatzneubauten. Allerdings schränkte die Architektin ein, dass es keine Patentlösung oder einen «Kippunkt» gebe, ob und wann ein Umbau nun einem Ersatzneubau vorzuziehen sei. Und Pfäffli machte klar, dass wir auf der ersten Etappe zum nachhaltigen Bauen schon «vor einer Riesenaufgabe stehen»: In den nächsten 25 Jahren müssen die fossil betriebenen Öl- und Gasheizungen in 1 Million Gebäuden ersetzt werden, damit die Schweiz 2050 das Netto-Null-Klimaziel erreicht. Im Zeitdilemma steckt insbesondere die Baubranche: Schnelle Neubauten versprechen raschere Gewinne als komplexe Umbauten mit wiederverwendeten Materialien. Aber: Sanieren kann rentieren. Es gilt genau hinzuschauen und zu prüfen.

 

Wert und Wertschätzung

Das Potenzial des Bestandes in Zeiten des Klimawandels
Katrin Pfäffli, Architektin ETH/SIA, preisig:pfäffli, Zürich

 

Veranstaltung

Forum «Dialog für Klimaschutz, Energiewende Baukultur»
23. April 2024 in der Eventfabrik in Bern.
Eine gemeinsame Tagung von Berner Heimatschutz BHS, Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA, Bund Schweizer Architektinnen und Architekten BSA
www.energie-baukultur.ch