Die Eichen, Ahorne, Buchen, Lärchen, Blutbuchen, Hainbuchen, Rotfichten, Eschen, Bergahorn, Mähnenfichte und Walnussbaum sind zwischen 80 und 100 Jahre alt. Dass da der eine oder andere Ast oder Stamm Alterserscheinungen zeigt, ist kein Wunder. Einer der Bäume war in den letzten Jahren im Bonstettenpark in der Nähe von Wohnhäusern umgestürzt. Die Folge: Die Stadt Thun wollte im Park wegen Sicherheitsbedenken 45 Bäume, deren Stammumfang grösser als 80 cm ist, fällen und neue niedrigere pflanzen lassen. Gegen diesen Kahlschlag wurde von Helvetia Nostra, Pro Natura Region Thun und dem Berner Heimatschutz (Region Thun Kandertal Simmental Saanen) im Januar 2023 Einsprachen erhoben.
Vom Berner Heimatschutz wurde die vorhandene Vielfalt der Baumarten im betroffenen Bereich betont sowie der Nutzen grosser Bäume bei steigenden Temperaturen in den Städten aufgezeigt. Das Risiko der Umsturzgefahr in Hausnähe als Argument zum Kahlschlag gutzuheissen, würde bedeuten, dass auch an vielen andern Orten etliche Bäume gefällt werden müssten und sei als Begründung untauglich.
Die Thuner Regierungsstatthalterin akzeptierte den Vorbehalt in der Einsprache des Heimatschutzes, dass dieser nur einen von ihr beauftragten, neutralen Gutachter akzeptiere und keinen vom Gesuchsteller ausgesuchten. Bisher war das keine Selbstverständlichkeit. Der in der Folge beauftragte neutrale Baumpflegespezialist bestätigte, dass bei richtiger Pflege die Standsicherheit der schützenswerten Baumgruppe gewährleistet werden könne und die Fällungen überflüssig seien.
Die Stadt zog in der Folge Mitte September das Baumfällgesuch zurück. Gegenüber der Berner Zeitung begründete der Thuner Bauverwalter dies mit der Tatsache, dass «wir nach dem externen Gutachten quasi für jeden einzelnen Baum nochmal hätten prüfen müssen, ob eine Fällung angebracht ist». Dieser Aufwand wäre nicht verhältnismässig. Und er räumt ein, dass besser von Beginn weg ein externes Gutachten eingeholt worden wäre – und hat dies beispielsweise bei einer Notfällung kranker Bäume im Schadaupark im letzten Jahr bereits gemacht.
Im Bonstettenpark konnten dank der Einsprachen sowie pflegerischen Eingriffen wie Entlastungsschnitten auch diejenigen Bäume erhalten werden, die unbestritten in einem bereits problematischen Zustand waren. Ein Erfolg auf der ganzen Linie für den Heimatschutz und die Natur!
Hans Rudolf Schneider