Vielseitigkeit.
Die starken, interessierten und belesenen Frauen in meiner Familie, ganz besonders meine Mutter.
Mein Studium der Dialektologie und Volkskunde bei Prof. Peter Glatthard. Volkskunde war damals wenig wissenschaftstheoretisch, sondern ein Spielfeld unterschiedlicher Themen, die oft eher in Gummistiefeln als mit Büchern angegangen wurden. Dort wurde mein Interesse an Bauernhäusern und Holzbau geweckt, was mich noch zu einigen Semestern Architekturgeschichte ermuntert hat. Damals hatte ich auch ein Minipensum bei H.C. Affolter an der damaligen Stelle für Bauern- und Dorfkultur. Diese Zeit hat mir die Augen für Stilepochen geöffnet.
Solistisch singen zu können. Weil eine Singstimme Menschen berühren kann.
Vieles; es ist grundsätzlich ein Glück, hier leben zu können.
Dass alte Männer Millionen von Menschen ihren Willen aufzwingen können. Einige davon sind allerdings nicht alt oder nicht männlich.
Es gibt keinen Lieblingsgegenstand, Heimat lässt sich für mich nicht an einem Objekt festmachen.
Sicher.
Ein Gefühl, in das ich hineingeboren wurde und das bis heute anhält. Die Geborgenheit in einer Gemeinschaft.
Die Vertrautheit.
Nein. Austauschen wohl nicht, aber dazugewinnen.
Überall, wo Willkür herrscht, also leider vielerorts.
Es war eine natürliche Folge meiner Interessen.
Was Bauernhäuser betrifft, die Qualität und das offenbar natürliche Gefühl für Proportion und Ästhetik sowie die offensichtliche Affinität zum Baustoff Holz. Vielen Emmentalern scheint das immer noch angeboren zu sein. Zu meiner Zeit am Museum rotteten sich die jungen Männer des 10. Schuljahres immer im Raum «Holzbau» zusammen.
Es scheint mir eine Selbstverständlichkeit zu sein.
Ein Gespür scheint mir erlernbar zu sein. In meiner Funktion als Museumsleiterin habe ich die Dorfrundgänge, die immer noch angeboten werden, eingeführt. Ich versuchte, den Menschen zu vermitteln, dass man schauen muss, um zu sehen. Nicht ins Schaufenster oder ins Handy schauen, sondern nach oben, um einen geseilten Bug oder eine ungewöhnliche Dachründi zu sehen. Vielleicht entdeckt man eine geschnitzte Tür oder freut sich über einen ungewöhnlich geformten Türgriff. So legt man im Kopf einen Katalog von Details an, die sich zu einem «Kulturgutverständnis» verfestigen können.
Zwei Lieblingsbeispiele: In den frühen Achtzigern gelang es uns dank des notfallmässig gegründeten «Verein zur Erhaltung des Dorfbildes von Langnau», dass ein Migros-Neubau hinter und nicht an Stelle von zwei gründerzeitlichen Villen zu stehen kam. Das war umso bedeutender, weil es sich um ein geschlossenes Villenquartier handelt. Das natürliche Habitat von Villen, der umgebende Park, ist natürlich verschwunden, aber die Häuser sind erhalten geblieben und vielleicht stehen sie in hundert Jahren wieder in einem Garten?
In vielen (Problem-) Fällen gibt es eine bessere Lösung, man muss nur wollen.
Ein zweites Lieblingsbeispiel ist die Weiterführung des Gasthofs Bären als Gaststätte. Engagierte Mitstreiter:innen und die Gründung einer Genossenschaft führten vor zehn Jahren zur Wiedereröffnung des sanft renovierten Hauses. Restaurants sind ein wichtiger Teil unserer Kultur; das zeigt sich besonders, wenn Dörfer die ihren verlieren. Auch hier ging es ums Wollen und das Engagement hält bis heute an.
Der Klassiker: Heimatschutz oder Denkmalpflege sind Bauverhinderer.
Auf Augenhöhe miteinander reden.
Sicher; umnutzen und bauen statt abreissen. Was weg ist, bleibt weg. Für das Wie sind die Fachleute zuständig, aber es hilft, den Bestand und die gewachsene Struktur vor Ort zu kennen, bevor man ein Projekt plant.
Den richtigen Architekten / die richtige Architektin für das geplante Projekt finden.
Ja, und das nicht nur im Bausektor.
In gewachsenen Orten und Quartieren rücksichtsvoll und kenntnisreich bauen.
... dass es nicht um das Erhalten um des Erhaltens willen geht, sondern um einen Mehrwert zu schaffen, sei es für das Ortsbild oder für die Bewohner:innen.
Interview: Beatrice Born