Führung / Spaziergang

Der Kanderdurchbruch - auf historischen Pfaden mit den «Berner Wanderwegen»

Am 8. und 11. August 2014 luden die Berner Wanderwege erstmals zu einer Wanderung gemeinsam mit dem Berner Heimatschutz ein. Wanderleiter Godi Huber hatte zum Thema «Kanderdurchstich» Guntram Knauer eingeladen, den langjährigen Präsidenten der Region Thun Kandertal Simmental Saanen des Berner Heimatschutzes.

Die Route führte über den Bonstettenpark mit der Campagne Bellerive (heute Musikschule), die Untere Gwattmühle, wo der alte «Oberlandweg» von der «Schweren Strasse» ins Simmental abzweigt, zur ersten kurzen Rast vor dem Strättligturm, der teilweise wieder aufgebauten Ruine der Burg der Freiherren von Strättligen.

Einige hundert Meter unterhalb des Turms querten die Teilnehmenden die 1822 gebaute «Leichte Strasse» ins Simmental und stiegen in die Kanderschlucht ab. Diese entstand, als der Stollen, durch den die Kander seit 1713 in den Thunersee abgeleitet wurde, einbrach. Zuvor floss die Kander durch das heutige Glütschbachtal und mündete unterhalb von Thun in die Aare. Als wahrer «Landschreck» brach sie immer wieder aus ihrem Bett aus und überflutete weite Gebiete. Die Thuner bekamen «nasse Füsse», wenn Kander und Zulg gemeinsam die Aare stauten und der Thunersee bis ins Lerchenfeld reichte.

Zurück aus der Schlucht wanderten wir am Stundenstein vorbei, auf dem die Distanz nach Bern mit «VII Stunden» angegeben ist, durch das ehemalige Flussbett der Kander, entlang des Glütschbaches. Begleitet wurden wir vom Rauschen des Verkehrs auf der weitgehend im alten Kanderbett liegenden Autobahn.

Bei der «Alten Schlyffi» erinnerte ein zugewachsenes Widerlager an die gedeckte Holzbrücke zwischen Gwattegg und Zwieselberg.

Ein weiterer Höhepunkt waren die Tropfsteinhöhlen. Es folgte ein Abstecher zum Staudamm der Biber, die seit einigen Jahren das Glütschbachtal in eine Auenlandschaft verwandeln. Diese ist Teil des neu geschaffenen Waldreservats.

Wie staunten die Teilnehmenden, als Wanderleiter Godi Huber Halt in «Amerika» machte. Dieser Flurname erinnert daran, dass die Burgergemeinde mit dem Erlös aus dem Landverkauf die Fahrkarten für die Auswanderung der «Armen» nach Amerika finanzierte.

Guntram Knauer gelang es, mit seinen farbigen Ausführungen die Geschichte lebendig zu machen. Die Rückmeldungen zeigten, dass diese Form der Wanderung grossen Anklang fand.

Am Schluss sassen wir in der «BüecherMuus» zusammen. Diese ist gleichzeitig noch Blumenladen und Postagentur für Thun-Allmendingen.

Der Berner Heimatschutz wird auch in Zukunft gerne die Berner Wanderwege bei Themenwanderungen zu Landschaftsgeschichte und Baukultur unterstützen.

Text von Guntram Kanuer