Wertvolle Bauten

Das «Tiny House» in Goldiwil

Die Häusergruppe wurde in den Jahren 1929/30 von Battista Vicari-Benteli für die Baugenossenschaft Sans-Souci, Wabern, als Sommerfrische erbaut. Sie zeigt die Entwicklung Goldiwils zum Touristenort zwischen den beiden Weltkriegen

Geschichte des Gebäudes

Die Häusergruppe wurde in den Jahren 1929/30 von Battista Vicari-Benteli als Sommerfrische für die Baugenossenschaft Sans-Souci aus Wabern erbaut. Sie steht für die Entwicklung des Dorfes Goldiwil (1000 m ü.M) zum Touristenort zwischen den beiden Weltkriegen.

Ein wertvolles Gebäude

Der ursprüngliche Zustand des ehemaligen Sommerhauses mit den Abmessungen von 7,50 × 6,00 m im Grundriss wurde seit seiner Entstehung nur wenig verändert. Die konstruktiv einfache Leichtbauweise zeugt vom sparsamen Umgang mit den Baumaterialien. Bemerkenswert ist der Einsatz von damals neuartigen Weichfaserplatten als Kassettendecken oder beispielsweise einer Art Elektrokanal im Eingang. Die Kastenfenster mit Sprossen, die Ausformulierung der Lauben, aufwendig und intensiv eingesetzte Zierschnitte, die Farbigkeit und im Innern die Bodenbeläge und Wandverkleidungen aus Rahmen und Füllung orientieren sich im Ausdruck an der Heimatstilbewegung, aber auch an späten Ausformungen von Arts and Crafts.

Besondere Herausforderungen

Den Charakter des historischen Gebäudes zu wahren und neue Anforderungen, insbesondere im Bereich Energieeffizienz, erfüllen zu können, erforderten viel Fingerspitzengefühl von allen Beteiligten – von der Bauherrschaft über die Planer/-innen bis hin zu den ausführenden Betrieben.

Lösungsweg für die Erhaltung

Schindelfassade, Dach, verschiedene Konstruktionsteile, Verandaverglasung und Haustechnik mussten wegen ihres schlechten Zustands erneuert werden. Gleichzeitig war es ein Ziel, das Haus durch massvolle Teildämmung auch im Winter bewohnbar zu machen. Es gelang ebenfalls, den zierlichen architektonischen Ausdruck zu erhalten und die ursprüngliche Farbigkeit von Fassade und Innenräumen mithilfe von Untersuchungsbefunden wieder herzustellen. Das Unterdach musste wegen der Biberschwanz-Einfachdeckung komplett erneuert werden. Die Ziegel wurden wiederverwendet. Durch sanfte Auffrischung der Böden, Wand- und Deckenverkleidungen blieb der nahezu originale Innenausbau grösstenteils erhalten, ebenso die feinsprossigen Kastenfenster. Einzig Küche und Bad aus den 1970er-Jahren präsentieren sich als moderne Einbauten.

Das Resultat ist gelungen und überzeugt

Die ursprüngliche, einfache und sparsame Materialisierung ist mit den heutigen energetischen Massnahmen zusammengebracht, die Farbigkeit wiederhergestellt, und so wurde der spezielle architektonische Ausdruck als Ganzes erhalten.

Ursula Egger

 

Ort Goldiwil (Thun) Trüelmatt 1
Bauvorhaben Renovierung Kleinhaus von 1929/30
Schutzstufe erhaltenswert, K-Objekt
Bauzeit Juli bis Ende Oktober 2020
Bauskosten 340 500 CHF
Bauherrschaft Privat
Architekten Marion Klein und Andreas Hagmann
Weiteres Die Renovation wurde begleitet durch Ursula Egger, Bauberaterin der Region Thun Kandertal Simmental Saanen des Berner Heimatschutzes